Einführung ins soziale Fundament

Menschen sind – wie unsere nächsten Verwandten, die Menschenaffen auch – soziale Wesen. Soziale Bindungen sind überlebenswichtig, da selbst ein Neugeborenes nicht ohne die Fürsorge seiner Eltern überleben kann. In der Antike waren wir auch als Erwachsene noch viel stärker aufeinander angewiesen, um Fähigkeiten weiterzugeben, zu jagen, Nahrung zu sammeln und uns gegen Raubtiere oder andere Feinde zu verteidigen. Ein einzelner Mensch, der von seinem Stamm getrennt wurde, war unmittelbar von vielen Gefahren bedroht.

Auch heute, wo wir zum bloßen Überleben nicht mehr direkt von anderen abhängig sind, wissen wir aus vielen Studien, dass soziale Verbindungen ein wesentlicher Bestandteil des persönlichen Wohlbefindens, der Zugehörigkeit und der Schlüssel für ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit sind. Es ist wichtig für uns, dass wir von anderen Menschen wertgeschätzt und respektiert werden. Soziale Verbindungen sind auch ein wichtiger Puffer in Zeiten von Stress und Widrigkeiten, in denen wir Unterstützung benötigen. Dies gilt insbesondere für familiäre Bindungen aufgrund eines Effekts, der in der Biologie auch als Sippenselektion bekannt ist. Die Sippenselektion beschreibt die Bereitschaft eines Menschen, seine eigenen Ressourcen und die Fitness zum Wohl seiner Familienmitglieder zu opfern. Dies war nicht nur in unserer Geschichte wichtig, sondern ist auch heute noch in vielen Kulturen auf der ganzen Welt ein bedeutender Wert.

Dennoch ist der Individualismus in den letzten Jahrzehnten immer stärker geworden und durch neue Technologie wurden unsichtbare Mauern zwischen uns errichtet. Während derselbe Inhalt entweder per E-Mail oder in einem Gespräch kommuniziert werden kann, macht es einen großen Unterschied in der Art und Weise, wie wir soziale Netzwerke und persönliche Beziehungen aufbauen und pflegen. Vor allem kann nur eine echte Berührung oder Umarmung von einer anderen Person den Anstieg des lebenswichtigen Hormons Oxytocin auslösen, dass das Fortpflanzungssystem, bestimmte Vorgänge im Gehirn und die soziale Anerkennung reguliert. Dieser Effekt wird nicht durch soziale Medien erzielt, zumindest nicht in gleichem Maße.

Auch das gesellschaftliche Leben macht glücklicher, viel mehr als Geld und Ruhm. Es macht das Leben lustiger und interessanter, wenn man Erfahrungen und Perspektiven teilt und inspirierende Gespräche mit anderen Menschen führt.

Reale soziale Netzwerke erfüllen deshalb auch ein sehr grundlegendes Bedürfnis des Menschen und bringen bemerkenswerte Vorteile für Gesundheit und Wohlbefinden mit sich, die auf eine längere Lebenserwartung sowie ein gesteigertes Selbstwertgefühl und eine höhere Widerstandsfähigkeit in schwierigen Zeiten hindeuten. Die gesundheitlichen Vorteile, Teil eines realen sozialen Netzwerks zu sein, lassen sich sogar an niedrigerem Blutdruck, niedrigerem Body-Mass-Index, niedrigen Entzündungsmarkern sowie an einem stärkeren Immunsystem nachweisen.

Soziale Beziehungen können unterschiedliche Dimensionen haben und im Idealfall halten sie ein Leben lang. Besonders wichtig sind dabei der Aufbau und die Pflege von sozialen Beziehungen: